Informationsaustausch - Reiseberichte - Kurzzeitprojekt Kongo 2013 Frank Reinshagen
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Ringer im
Kongo trainieren Technik mit deutscher Hilfe
Der
deutsche Ringertrainer Frank Reinshagen hat in den Jahren 2008 und
2013 im Auftrag des DOSB zwei Kurzzeitprojekte im Ringen in der
Republik Kongo (Brazzaville) durchgeführt und uns seine Berichte zur Verfügung gestellt.
Bericht 2013
Der kongolesische Ringerverband
hatte wie bereits 2008 eine Anfrage für ein drei- bis vierwöchiges
Kurzzeitprojekt an den Deutschen Olympischen Sportbund gerichtet. Die
Durchführung sollte entweder in den Monaten Juni, Juli oder aber in den Monaten
September, Oktober 2013 stattfinden. Ziel des Projektes sollte es sein junge
Sportler auf höhere Aufgaben wie internationale Turniere vorzubereiten und
junge Trainer mit dem notwendigen Rüstzeug auszustatten. Ganz aktuell kam dann
vor Ort noch die Komponente des gerade erst beschlossenen neuen Regelwerks
dazu. Es sollten auch die Trainingsinhalte hinsichtlich des neuen Regelwerks
beleuchtet werden. Während der gesamten Projektzeit waren auch Schiedsrichter
anwesend, sodass diesen ebenfalls eine Zusammenfassung des Regelwerks näher
gebracht wurde. Hierzu bediente ich mich der Zusammenfassung unseres
Sportfreundes Antonio Silvestri (1. Kampfrichter Deutschland).
Die Maßnahme wurde vom Deutschen
Olympischen Sportbund unter Hinzuziehung des Deutschen Ringerbundes
durchgeführt und finanziert aus Mitteln des Budgets des Auswärtigen Amtes.
Federführend für den Deutschen
Olympischen Sportbund wurde das Projekt hervorragend betreut durch Frau
Dannecker. Die ersten Kontakte hergestellt hatte Frau Deveaux und die Materialspende
sowie die Ausrüstung wurde bereitgestellt unter der Leitung von Herrn
Crecelius.
Ansprechpartner der
kongolesischen Seite war wieder Herr Alphonse Nsiamfoumou, ein Kämpfer der
Sportart Ringen in allen Belangen. Der kongolesische Verband übernahm die
Unterkunftskosten, sowie die Kosten meines Transports vor Ort vom 24. September
bis zum 10. Oktober. Wegen finanzieller Schwierigkeiten der kongolesischen
Seite wurden die restlichen Tage der Unterkunft als auch des Transports bis zum
19. Oktober von deutscher Seite übernommen.
Der kongolesische Verband hatte
für die Trainingseinheiten mit den jungen Sportlern eine Halle angemietet und
zu meiner Überraschung auch eine olympische Ringermatte organisiert. Herr
Nsiamfoumou erläuterte, dass der Ringerweltverband „FILA“ die Matte
freundlicherweise geschickt hatte.
Damit waren die äußeren
Umstände des Lehrgangs um ein vielfaches besser als beim ersten Projekt 2008,
das in einem Schulklassenzimmer in sehr beengten Verhältnissen stattfand.
Ebenfalls einfacher war beim
diesjährigen Projekt die Kontaktaufnahme bzw. die Unterstützung der deutschen
Botschaft, da diese seit Oktober 2012 wieder in Brazzaville eröffnet wurde.
Hierbei ganz besonderen Dank an Frau Hilber und den Botschafter Herrn Strieder,
die mich in allen Belangen vorzüglich unterstützt haben.
Der Flug, durchgeführt von
„Royal Air Maroc“ sollte am 23. September gegen Abend von Frankfurt nach
Casablanca und dann weiter nach Brazzaville gehen. Leider starteten wir schon
in Frankfurt mit ca. 1 ½ stündiger Verspätung, sodass ich den Anschlußflug nach
Brazzaville verpasste. Ein Weiterfliegen sollte erst am 25. September möglich
sein, sodass ich erst am frühen Morgen des 26. September in Brazzaville
eintraf. Da der Gepäckschalter nachts nicht besetzt war, mussten wir dann am
Morgen noch einmal zum Flughafen um das Gepäck abzuholen. Somit verzögerte sich
der Projektstart um 3 Tage.
27. September
Am 27. September 2013 konnten
wir mit dem Projekt beginnen, nachdem die Anreise zur Trainingshalle (ein
ehemaliger Flugzeughangar) mit einigen Staus im täglichen Verkehrschaos von
Brazzaville gesäumt war. Planmäßig sollte der Schwerpunkt der ersten Woche im
Vermitteln von Trainingsmethoden zur Erlangung von Ausdauerfähigkeiten für die
Sportart Ringen sein. Entsprechend wurde das Training, das neben den
Ausdauereinheiten auch einen Technikblock und auch abschließend
Trainingswettkämpfe enthielt gestaltet. Positiv fiel schon am ersten Tag auf,
dass wohl einige Sportler schon über den Kongo hinaus in Trainingslagern bzw. an
Wettkämpfen teilgenommen hatten und diese insofern eine gute Assistenz bei den
Trainingsinhalten für die jüngeren Teilnehmer waren. Wir haben an diesem Tag
sowohl am Morgen als auch am Nachmittag bei guten 34 Grad unsere Einheiten
absolviert.
Trainingshalle
mit olympischer
Matte (12 X 12m) und damit gute Voraussetzungen fürs
Projekt
Der jüngste Teilnehmer Jeremie Mambo (13 Jahre)
28. September
Am 28. September 2013 war das
Verkehrsaufkommen wochenendbedingt noch höher als einen Tag zuvor. So konnten
wir unsere angesetzte Zeit zum Training nicht ganz einhalten. Erst in der
brütenden Hitze der Mittagszeit begannen wir mit unserer Einheit in der wie
schon zuvor die Erlangung von Ausdauerfähigkeiten den Schwerpunkt bildeten.
Aber auch hier wurde ein weiterer Technikblock integriert. Am Vortag standen
beim Techniktraining die Fußstellung und Techniken aus der Armklammer außen im
Vordergrund und heute wurden verschieden Varianten des Rumreißers mit diversen
Fortsetzungen trainiert. Man merkt schon an diesen beiden Tagen, dass für die
jungen Sportler das Techniktraining und das Erlernen insbesondere der
hochbewerteten Techniken das Wichtigste zu sein scheint. Es macht ihnen enormen
Spaß ihre Gegner durch die Luft zu werfen und damit die Aufmerksamkeit der fast
immer anwesenden Zuschauer auf sich zu ziehen.
Aufgrund der
Schwierigkeiten mit dem Erreichen der Trainingsstätte für die zum Teil von
weiter anreisenden Sportler wurde auf eine weitere Einheit am Samstag
verzichtet. Der Sonntag sollte zum Austausch über das bis jetzt gelernte mit
den Trainern vor Ort genutzt werden.
29. September
Nachdem wir uns gegen 10.30 Uhr
den Weg durch den täglichen Stau zur Trainingsstätte im Sportzentrum von
Brazzaville geebnet hatten, wurde sogleich mit unserem Programm fortgefahren.
Zum Inhalt dieser Einheit gehörte wie der Plan der zweiten Woche es vorsah
einige Kraftausdauerübungen die ohne jegliche Geräte durchgeführt werden
konnten. Dafür wurde bei den Partnerübungen das eigene Körpergewicht zum
Training genutzt. Die Sportler haben die Trainingsformen gut angenommen.
Bei dem in jedem Training
durchgeführten Technikblock arbeiteten wir weiter an Bodentechniken, da dies
ein großes Anliegen der Trainer vor Ort war. Es wurden vier Folgetechniken aus
dem „Durchdreher“ einstudiert, die anschließend in Bodenkämpfen gefestigt
wurden. Den Trainern wurde anschließend nochmals die Vorgehensweise des
Einstudierens der Techniken in allen Einzelheiten nahe gebracht und darauf
hingewiesen, dass keine Technik was taugt, die nicht auch im realen Kampf
erprobt wird. Deshalb sollte an einer Technikeinheit auch ein
Situationsbedingtes Auskämpfen der Techniken stehen, um die Techniken praxisnah
anzuwenden. Am späten Nachmittag nach Rückkehr im Hotel nahm ich nochmals
Kontakt zu Frau Hilber von der deutschen Botschaft auf, und vereinbarte am
darauffolgenden Nachmittag einen Termin mit dem Botschafter und Frau Hilber.
1. Oktober
Das Training am 1. Oktober
wurde planmäßig durchgeführt. Schwerpunkte waren erneut Partnerübungen zum
Training der Kraftausdauer, als auch ein Block mit Technikeinheiten. Bei der
Technik wurde ein kompletter Wechsel zum freien Stil vollzogen. Es war
ausdrücklicher Wunsch der Trainer vor
Ort den Schwerpunkt auf Bodentechniken zu legen. Insofern wurde aus
einer Standtechnik (doppelter Beinangriff) verschiedene Variationen am zur
Fortführung am Boden einstudiert. Zum einen wurde die Fortsetzung mit einem
Spaltgriff einstudiert, andererseits auch kompliziertere Fortsetzungen mit
diversen Einsteigern. Diese machten den Sportlern sichtlich mehr Freude wie
schon die Tage zuvor die Techniken mit großen Amplituden.
Am Nachmitttag stand ein Termin
mit Frau Hilber von der deutschen Botschaft an. Hier wurden die Details für die
Materialübergabe durch den deutschen Botschafter besprochen. Es wurde
vereinbart, dass man am 9. Oktober gegen 11.30 Uhr die Finals eines
Abschlußturniers bestreiten würde und der deutsche Botschafter dann zu dieser
Veranstaltung, zu der auch Vertreter des nationalen olympischen Komitees,
Vertreter des kongolesischen Ministeriums für Sport und Vertreter des kongolesischen
Ringerverbandes anwesend sind, anreisen wird um bei der Übergabe der deutschen
Materialspende anwesend zu sein.
Am Rande hatte mir Frau Hilber
freundlicherweise ein Gasthandy der deutschen Botschaft für die Dauer meines
Aufenthaltes zur Verfügung gestellt.
2. Oktober
Ein erneutes Problem, dass zum
Training hier dazu gehört, war die Anreise. Zum einen müssen die Sportler wohl
eine ernorme Anstrengung unternehmen um mit dem Bus bei starkem Verkehr die
Wettkampfstätte zu erreichen, aber auch für mich ist die Anreise jedes Mal
mindestens eine Stunde, da man mitten durch ein Marktviertel hindurch muss. Was
dort los ist, kann man sich als Europäer nur schwer vorstellen. Neben den
vielen Autos sind immer auch hunderte von Menschen auf der Straße was die
Durchfahrt natürlich extrem erschwert. Da aber keine andere Halle zur Verfügung
steht, muss das in Kauf genommen werden. Nachdem wir wiederum einige
Partnerübungen zur Erlangung der Kraftausdauer durchgeführt haben, wurde erneut
ein Technikblock mit diversen Variationen einstudiert. Den Auftakt bildete an
diesem Tag das Aufziehen auf einer Seite, daraufhin wurde zunächst ein
Schulterschupser einstudiert. Als Variante wurde eine Standbeinbelastung in der
entgegengesetzten Richtung vorgeschoben, ehe man zu einem Angriff der Hüfte auf
der gegenüberliegenden Seite kam. Auch hier wiederum die einfache Lösung des
nach hinten Umschiebens zuerst, ehe man sich der hohen Wertung näherte, was
durch Antauchen der Hüfte und anschließendem Überwurf mündete.
Eine weitere Fortsetzung ergab
sich durch das Verhalten der Sportler bei den Übungen. Einige hielten den Kopf
sehr tief, sodass man auch noch einen Wechsel zur Kopfklammer in die Varianten
mit aufnahm. Dabei wurde einstudiert den Partner am Boden zu kontrollieren und
anschließen durch diagonales Wegziehen des Ellbogens den Weg frei zu machen für
die Beherrschung des Partners in der Oberlage.
Nach einiger Zeit des Übens
wurde zum Auskämpfen der Situation übergegangen. Dabei wurde einige Mängel der
Umsetzung sichtbar. Zum einen wurde der Druck mit der Schulter nicht
entsprechend umgesetzt, sodass es schwer erschien den Partner in der Situation
zu kontrollieren.
Ein anderes Problem das auftrat
war, dass die Ringer nicht verstanden, dass man nicht nur in eine Richtung mit
viel Krafteinsatz bewegen muss, sondern ständig einen Wechsel der Richtung
vorschieben muss um die eigentliche Technik anzubringen. Dies gelang an diesem
Nachmittag nur wenigen.
3. Oktober
Heute sollte wieder der eigens
dafür gemietete Geländewagen bereitstehen und das Training früher als sonst
beginnen. Doch zunächst kam Alphonse wieder mit einem Taxi, was erneut zum
verspäteten Aufbruch und damit auch zeitlich verzögerten Start unseres
Trainingstages führten. Wie vorgesehen starteten wir nach der Erwärmung mit
Kraftausdauerübungen ehe wir neue Techniken einstudierten. Heute stand ein
Beinangriff aussen aus der Fassart der Armklammer aussen mit den daraus
möglichen Folgetechniken auf dem Programm. Begonnen wurde mit dem einfachen
Überführen in die Bodenlage. Unsere zweite Variante war gleich die Beinschraube
mit einer Unterart sowie man sie bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in
der Gewichtsklasse bis 84 KG bei dem diesjährigen Weltmeister Ibraghim Aldatov
sah. Dies war für die jungen Sportler am heutigen Tag das Highlight und man
übte fleissig aus allen möglichen Situationen diese Form der Beinschraube. Als
dritte Variante wurde ein Einsteigen zwischen den Beinen aus dem vorhergehenden
Beinangriff aussen und der Beherrschung des Gegners in der Bodenlage
einstudiert. Auch dies konnte schnell umgesetzt werden. Dabei musste ich erneut
darauf hinweisen, dass gerade die einfachen Techniken bei den Kämpfen Priorität
haben sollen. Wenig Kraft- und Energieeinsatz um möglichst viele Punkte zu
sammeln oder den Gegner gleich auf´s Kreuz zu legen. Nachdem wir die
Übungsphase beendet hatten wurde sogleich mit dem Auskämpfen der Situation
fortgefahren. Hierbei war immer nur ein Paar auf der Matte. Begonnen wurde das
Situationsringen am abgehobenen Bein von aussen in halbhoher Position.
Am späten Nachmittag wurden die
morgens erlernten Techniken nochmals gefestigt und fleissig gelernt, immer mit
dem Hintergedanken dass hier später eine Bewertung der Technikausführung
ansteht.
4. Oktober
Am Freitagmorgen stand auf dem
Trainingsprogramm neben den Kraftausdauerübungen die Fortsetzung der Techniken,
insbesondere der Fassarten am Boden. Dabei wurden zunächst die Art und Weise
des Erreichens eines Armes in der Bodenlage erörtert. Wie kann ich den Gegner
so irritieren, dass die Aufmerksamkeit und Verteidigung der vorderen Stützen
(Arme) in Vergessenheit gerät. Wir starteten unsere Angriffe also zunächst zum
Durchdreher und schoben dann diagonal auf eine Seite um den Arm einzufassen.
Weitere Variante war das Arbeiten an einem Arm und sobald der Gegner mit der
zweiten Hand zu Hilfe kam, wurde wiederum diagonal mit dem ganzen Gewicht auf
diese Seite belastet und der Arm eingefasst. Fortsetzungen, die sich danach
ergeben waren:
- Das einfache Durchziehen des Armes unter dem Körper
- Das Durchdrehen mit gefasstem Arm
- Das Wechseln zur anderen Seite und anschließende
Aufkippen des Gegners
- Die „Russenrolle“
Nachdem die Techniken wieder
einige Zeit einstudiert waren, wechselten wir in den Modus des Auskämpfens. Es
galt den Armeinschluss zu Erreichen. Der Untermann hatte lediglich die Aufgabe
seine Arme zu verteidigen.
Am Nachmittag wurden nach dem Aufwärmprogramm die
Techniken geübt und erneut mit Auskämpfen gefestigt.
5. Oktober
Das Training am Samstagmorgen
begann wie schon bewährt mit einem Fangspiel zum allgemeinen Aufwärmen. Danach
stand schwerpunktmäßig wieder das Kraftausdauertraining mit dem Partner auf dem
Programm, ehe man zu einem weiteren Technikblock überging. Am heutigen Tag
wurde bei den Techniken im Stand erneut das Abstreifen der Armklammer außen mit
anschließendem Kopfhüftschwung aus dieser Situation einstudiert. Bei den
Bodentechniken stand der einfach Beineinsteiger, sowie zwei Variationen des
Beineinsteigers an. Wie von mir so proklamiert wurde nach dem Einüben ein
Praxisauskämpfen angehängt um die Techniken im realen Kampf zu erproben.
Aufgabe ist es dann natürlich eine der zuvor erlernten Techniken auch
anzuwenden.
Nach dem Auskämpfen wurden
einige Videos analysiert, in denen speziell die zuvor erlernten Techniken zur
Anwendung kamen. Ein Kopieren der Videos auf den Rechner von Herrn Nsiamfoumou
scheiterte noch am fehlenden USB-Kabel. Das wollen wir aber noch machen, damit
die Trainer das Videomaterial später auch zur Verfügung haben um bestimmte
Ausführungsspezialitäten nochmals anzuschauen. Der Abend wurde wie üblich zum
erneuten Wiederholen der Techniken genutzt.
6. Oktober
Erholung in Form von
Gemeinschaftsspielen mit dem Ball
7. Oktober
Beim heutigen Techniktraining
wurden zunächst alle Techniken der Vortage wiederholt. Eingebunden wurde dies
auch schon beim Erwärmen. Einfache Rumreisser, Schlüpftechniken und Angriffe
zur Hüfte bzw. zu den Beinen wurden spielerisch ins Aufwärmprogramm
aufgenommen, ehe man zu den spezielleren Techniken überging. Am Ende des
Technikblocks wurden noch zwei Varianten der besonderen Art gezeigt und fanden
abermals große Beachtung. Eine Variante war in der Bodenlage beim „Bein über
Oberschenkel“ das Durchstecken des Armes und Verschließen am Knie, sodass man
durch Wechsel der Seite den Partner aufkippen konnte. Eine andere
Spezialtechnik resultierte aus der Verteidigung des Beinangriffs aussen, dem
ein Blockieren des Standbeins mit Wurf nach hinten folgte.
Im Anschluß kam es erneut zum
Auskämpfen von Situationen. Da ein Großteil der Techniken des heutigen Tages am
Boden stattfand, wurde zunächst auch im Boden gekämpft. Jedes Paar hatte
zweimal die Situation der Oberlage als Angreifer und zweimal die Unterlage als
Verteidiger.
Zu guter Letzt waren alle Paare
noch einmal gefordert, eine Runde a 3 Minuten einen Kampf zu absolvieren
Unterstützung erhielt ich durch den
hiesigen Trainer Dimi Alain Vidale
8. Oktober 2013
Am vorletzten Tag der Arbeit
mit den Athleten wurden die in den Tagen zuvor erlernten Techniken in einem
Test abgeprüft. Jeder Sportler durfte aus dem Programm je drei Techniken im
Stand und drei Techniken in der Bodenlage auswählen und diese mit seinem
Partner präsentieren. Eine Bewertung der Ausführung und der Schwierigkeit der
Technik erfolgte anhand von Schulnoten, wobei Tendenzen mit 0,5 nach oben bzw.
nach unten gewertet wurden. Dabei stellten neben den bereits als Trainer
tätigen Athleten besonders die Kadetten Novy, Elvis, Christ sowie die Junioren
Prince und Hermann sehr gute Ergebnisse dar. Bei den Mädchen war Josie
(gleichzeitig die Jüngste) am geschicktesten bei der Ausführung der Techniken.
Was auch auffiel, die Athleten suchten oft die kompliziertesten und
spektakulärsten Varianten, obwohl mit den einfacheren Techniken eine deutlich
bessere Ausführung gelungen wäre. Alphonse konnte am Vormittag eine
elektronische Waage bei einem libanesischen Händler auftreiben, der sich für
das Ringen begeisterte und die Waage spendete. Alle Athleten wurden nach den
Vorführungen gewogen und die Daten zur Einteilung in Gewichtsklassen für das am
nächsten Tag stattfindende Turnier aufgeschrieben.Den Nachmittag nutzte ich die
Auswertungen etwas zu komprimieren und ein Turniertableau für den nächsten Tag
vorzubereiten. Wir teilten die Sportler
in fünf Gewichtsklassen mit je 4
Sportlern ein. Einige der Sportler waren wegen des unterschiedlichen
Schulbeginns für das Turnier nicht anwesend.
9. Oktober
Zum Abschluß des Lehrgangs mit
den Sportlern fand ein Turnier mit 5 Gewichtsklassen statt. Zu diesem Turnier
wurde neben dem deutschen Botschafter Herrn Strieder auch ein Vertreter des
Ministeriums für Sport, der Präsident des nationalen olympischen Komitees vom
Kongo sowie weitere Repräsentanten der Republik Congo eingeladen. Herr Strieder
wies unter anderem auf die Bedeutung dieser Maßnahme für die Region, aber auch
für sich selbst hin, da es die erste offizielle Handlung solcher Art für ihn
ist.
v. l. nach rechts: Vertreterin
des Ministers für Sport, Präsident NOC Kongo, Botschafter Strieder, mit dem
Rücken zum Bild ich selbst
Nach den offiziellen
Eröffnungsreden der Repräsentanten, bei denen immer wieder die Wichtigkeit und
Dringlichkeit solcher nationenübergreifender Zusammenarbeit gelobt und in den
Vordergrund gestellt wurden, wurde auch die Materialspende des deutsch olympischen
Sportbundes übergeben. Vielen Dank an dieser Stelle für die vorzügliche
Unterstützung der deutschen Botschaft beim Versand und auch bei der Übergabe
der Materialien. Die Ringer aus der Republik Congo konnten sich über neue
Ringerschuhe und Ringertrikots sowie T-Shirts freuen. Dass z.B. Ringerschuhe
dort benötigt werden, davon konnte sich der deutsche Botschafter im Anschluß
überzeugen, da einige der Athleten barfuß zu den Kämpfen antraten.
Das Turnier lockte aber nicht
nur die Prominenz, nein es gab im Verlaufe immer mehr Zaungäste die den Weg in
die Halle fanden und lautstark die Athleten unterstützten. Alphonse berichtete
mir am Abend, dass viele der Gäste sich nach dem deutschen Engagement
erkundigten.
Szenen vom Turnier
10. Oktober
Der heutige Tag stand ganz im
Zeichen der Aufarbeitung und Auswertung des Turniers vom vorangegangen Tag.
Hierbei wurden die Fehler der Schiedsrichter anhand des neuen Ringerregelwerks
analysiert und verbessert und es wurden technisch-taktische Fehler der Ringer
unter die Lupe genommen.
Am Nachmittag sollte dann auf
Antrag des NOC des Kongo eine Nominierung anhand der Erkenntnisse der
Technikauswertung und des Turnierverlaufes für die Qualifikationsturniere auf
die „Jeux Olympiques des jeunesses“ erfolgen. Seitens des NOC des Kongo würden
mit Hilfe des Ministers für Sport 3 Athleten die Chance auf die Teilnahme an
diesen Qualifikationsturnieren gegeben. Nach intensiven Diskussionen mit Herrn
Nsiamfoumou haben wir uns für folgende Ringer entschieden:
Freier Stil bis 58 KG: Elvis
Nkintenque
Gr.-römischer Stil bis 69 KG:
Pancy Odou
Weiblicher Ringkampf bis 54 KG:
MBouma Terancia
Leider waren die finanziellen
Mittel nicht da um weitere Athleten zu diesen Turnieren zu schicken.
11. Oktober
Die letzte Woche wird auch dazu
genutzt um Trainingssteuerung, Trainingsplanung und Trainingsmethodik den
jungen Trainern näher zu bringen. Am heutigen Tag lag der Schwerpunkt auf der
Planung hin zu einem Ereignis, wie z. B. die Nationalen Meisterschaften, im Anschluß
auf die kontinentalen Meisterschaften und als Fernziel auf die Afrikanischen
Meisterschaften besprochen. Nach meiner Präsentation wurden im Dialog die
örtlichen Probleme bei einer solchen Planung (z.B. Halle ist sehr klein,
Trainer hat aber unterschiedliche Leistungsgruppen im Training, oder eine
Gruppe Anfänger und eine Gruppe bereitet sich auf nationale Meisterschaften
vor) erörtert und gemeinsam Lösungsansätze gefunden. Für die weiteren Einheiten
sollten praktische Aufgaben zu den theoretischen Ansätzen hinzukommen.
Bescheidene Lichtverhältnisse
für die Lehrgangstage mit den Trainern. Dieser Raum steht den Ringern täglich
zum Training zur Verfügung.
Ganz vorn die Tafel des ehem. Schulraumes
12. Oktober
Zunächst wurde die Planung
einer Periode vor einem großen Wettkampf nochmal wiederholt und anschließend
wurden die Trainer mit der Gestaltung eines Trainings in einer der Phasen vor
dem Wettkampf beauftragt. Die Stärken und Schwächen wurden danach analysiert
und auch das Hintergrundwissen für diese oder jene Art des Trainings
gegeben. Anschließend wurde nochmal ein Fazit zur Trainingsplanung
unter dem Aspekt der örtlichen Gegebenheiten hier besprochen.
Ein weiterer Punkt an diesem
Samstag war das neue Regelwerk nochmals detailliert durchzugehen, denn das ist
Grundvoraussetzung um ein Training leistungsorientiert durchführen zu können.
Schritt für Schritt wurden die einzelnen Wertungen und Kriterien dafür benannt,
die Passivitätsauslegung mit der Unterscheidung im Gr.-römischen sowie im
freien Stil herausgearbeitet und auch die Wertung der Siege im Turnier
klargestellt. Ein von deutschen
Kampfrichtern erstellter Leitfaden hierzu wurde den Trainern in französischer
Übersetzung an die Hand gegeben.
Die Trainer v. l.: Victor,
Felix, Delpard, Schiedsrichter?, Dimi, Platini und Alphonse
13. Oktober
Erholung, lockeres Spiel
(Basketball)
14. Oktober
Am heutigen Tag wurden mit den
jungen Trainern die Herangehensweise an ein Techniktraining erarbeitet. Dabei
wurde die unter diversen Gesichtspunkten bis ins Detail mit den Trainern
erarbeitet.
Dabei wurde wie folgt
vorgegangen:
Welche Möglichkeiten habe ich
um jemandem eine Technik beizubringen?
1. Erklären
(verbal)
2. Zeigen (Visuell, evtl. Video)
3. Fühlen
(Durchführen, um Details zu spüren)
Was kann ich tun um eine Technik
möglichst gut einzustudieren?
Technik sollte in markante
Abschnitte unterteilt werden:
1. Vorbereitung
2. Haupttechnik
3. Fortführende
Technik
Es gibt im Ringen:
1. Eine Vielzahl an vorbereitenden Techniken um die
Haupttechnik einzuleiten
2. Eine
Vielzahl an Haupttechniken
3. Eine
Vielzahl an Folgetechniken
Es ist ratsam in einem Training
den Schwerpunkt auf einen Technikabschnitt zu legen und im folgenden diverse
Möglichkeiten des Fortfahrens zu bieten, sodass für jeden Sportler eine
geeignete Gesamttechnik dabei ist.
Wegen der guten Reaktionszeiten
trainierter Sportler ist es erforderlich eine gute vorbereitende Technik zu
trainieren (z. B. eine Finte legen) um erfolgreich den Abschluß einer
Gesamttechnik zu gewähren. Ohne Vorbereitung ist ein Durchkommen einer Technik
bei Ringen auf hohem Niveau unmöglich.
Wie wird sinnvollerweise trainiert?
1. Wiederholungen um den Bewegungsablauf zu
erlernen, ohne Gegenwehr des Partners und mit Hilfestellung des Trainers
2. Wiederholungen
mit höherer Geschwindigkeit
3. Wiederholungen mit hoher Geschwindigkeit und
leichter Gegenwehr des Partners (50%)
4. Situationsauskämpfen (Technikausgangspunkt wird
eingenommen und dann beginnt der Kampf)
Techniktraining kann in jeden
Hauptteil des Trainings eingebaut werden. Schon beim Erwärmen können vorbereitende
Handlungen zur speziellen Erwärmung genutzt werden. Es ist auch möglich Technik
im hochfrequenten Bereich zu trainieren (siehe Situationsauskämpfen)
15. Oktober
Heute liegt der Schwerpunkt der
Theorie auf dem Herausarbeiten von günstigen Situationen:
Formen der Vorbereitung im
Standkampf:
1. Anreissen,
Schieben
2. Armklammer
aussen, Armklammer innen
3. Aufziehen
rechts und links, evtl. doppelt
4. Wechsel
Fußstellung
5. Angriff
nach vereiteltem Angriff des Gegners
6. Wechsel
aus einer der vorgenannten Formen in die Kopfklammer
7. Scheinangriff
– Reaktion – Angriff
8. Fehlgeschlagene
Technik eröffnet andere Technik
Formen der Vorbereitung im
Bodenkampf:
1. Kontrolle
der Arme
2. Einfassen
der Arme
3. Scheintechnik
– Reaktion für zu guter Situation der Haupttechnik
4. Belastung
unterschiedlicher Art
16. Oktober
Heute wurde nach dem vielen
theoretischen Stoff jeder der Trainer mit einer Trainingsvorbereitung passend
auf einen bestimmten Trainingsplanabschnitt beauftragt und mussten dieses dann
in der Gruppe vorstellen. Anschließende Diskussion über die Inhalte und
Verbesserungsvorschläge erarbeitet insofern notwendig.
17. Oktober
Diskussion über den gesamten
Lehrgang mit Feedback und Verbesserungsvorschlägen. Austausch der Adressen zur
jederzeitigen Kontaktaufnahme (E-Mail) bei Fragen oder Neuigkeiten.
18. Oktober
Auf Einladung des deutschen
Botschafters Herr Strieder gemeinsames Mittagessen mit Ideenaustausch zur
Vertiefung der Beziehungen zum kongolesischen Ringerverband. Ein Vorschlag von
mir: Eine Gruppe Kadetten (14 – 16 Jahre) eine Woche zu einem Lehrgang mit
unserem Verein (ASV 08 Hüttigweiler) einzuladen fand Unterstützung seitens der
deutschen Botschaft. Herr Strieder wies auf die Städtepartnerschaft mit Dresden
hin und dass man diesen Partnerschaftsverein informieren solle. Alles in allem
war das Projekt aus meiner Sicht ein großer Erfolg. Das erneute Projekt des
DOSB hat beim Ministerium für Sport für soviel Aufsehen gesorgt, dass man Herrn
Nsiamfoumou ein Grundstück im Sportzentrum zur Verfügung gestellt hat um mit
Eigenmitteln eine überdachte Räumlichkeit zur Auslegung der Matte herzurichten.
Ein großer Schritt für die Ringer hier vor Ort. Desweiteren wurden die Kosten
für den Transport und die Beherbergung dreier Athleten zu den olympischen
Jugendspielen in China zugesagt.
Als Fazit: Was den Sportlern
zur weiteren Entwicklung fehlt sind viele Wettkämpfe. Da die finanziellen
Mittel zu Reisen beschränkt sind, wurden Alphonse Nsiamfoumou Lösungen vor Ort
vorgeschlagen, wie z. B. wöchentliche Kämpfe der Vereine der Quartiers
gegeneinander, wie z. B. Vergleichskämpfe in der Region gegen den Congo
(Kinshasa), und weitere angrenzende Länder, die mit Bus erreichbar sind.
Dt. Sportexperte auf dem neuen
Grundstück des kongolesischen Ringerverbandes zur Errichtung einer Halle
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