Der
Ringer Stefan Käppeler (RKG Freiburg) war für mehrere Monate in den USA. In
einem Interview mit Dorothea Oldak berichtet er über seine Zeit in den Staaten!
Stefan Käppeler in der Trainingshalle der Penn State University.
Hallo
Stefan, Du warst mehrere Monate in den USA, wo warst Du genau?
"Genau genommen war ich von August letzten Jahres bis Mai in den USA. Dort
war ich im State College, Pennsylvania, wo ich zwei Semester an der
Pennsylvania State University studiert habe."
Du
studierst in Freiburg, oder? Was studierst Du?
"Richtig, seit 2013 studiere ich 'Sportwissenschaft – bewegungsbezogene
Gesundheitsförderung' an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg."
Wie
kam es zu der Reise?
"Ich hatte den Wunsch ein oder zwei Semester im englischsprachigen Ausland
zu verbringen, um mich sprachlich weiterzuentwickeln und neue persönliche
Erfahrungen zu sammeln. Außerdem wollte ich irgendwo hin, wo ich auch ringen
konnte. So fiel die Wahl relativ schnell auf die USA. Somit habe ich mich dann
beim International Office der Uni Freiburg für ein Austauschprogramm beworben.
Nach langem und aufwendigem Bewerbungsprozess habe ich dann schließlich eine
Zusage für eine meiner zwei Wunschuniversitäten bekommen."
Was
genau hast du in den USA gemacht? Wie sah Dein Alltag aus?
"Oberste Priorität hatte natürlich das Studium. Pro Semester habe ich vier
Lehrveranstaltungen belegt, sodass ich täglich zwischen zwei und drei Stunden
in Vorlesungen verbracht habe. Dazu kam dann noch das Vor- und Nachbereiten der
Vorlesungen, das Erledigen von wöchentlichen Hausausgaben und Gruppenprojekten,
sowie das Vorbereiten auf Zwischenprüfungen, von denen es pro Semester zwei
oder drei in jedem Fach gab. Dazu habe ich täglich ein oder zwei
Trainingseinheiten absolviert, je nachdem, wie es mein Stundenplan zuließ.
Konkret sah ein Tag in etwa so aus: Ich bin morgens um 7:30 Uhr aufgestanden,
um 9 Uhr zum Training, danach sofort zur Vorlesung. Um 13:30 Uhr stand dann die
zweite Trainingseinheit an. Nach dem Training gab es dann eine ausgiebige
Mahlzeit. Am Nachmittag hatte ich dann entweder nochmal eine Vorlesung oder ich
habe die Zeit genutzt, um Hausaufgaben zu erledigen und mich auf Prüfungen
vorzubereiten. Abends habe ich dann zu Hause selbst oder mit meinem Mitbewohner
gekocht."
Wie
konntest Du Dein persönliches Ringertraining in den Alltag integrieren?
"Glücklicherweise hatte ich bei der Gestaltung meines Stundenplans etwas
Spielraum, sodass ich die Trainingszeiten berücksichtigen konnte. Somit hatte
ich die Möglichkeit täglich zu trainieren. Neben dem Collegeteam, das etwa 35
Ringer umfasst, gab es auch einen Club mit etwa 10 Freistilringern, bei dem ich
dann Mitglied wurde. Die Freistilringer haben immer morgens um 9 Uhr und dann
wieder um 13:30 Uhr trainiert. Dazu kamen dann noch die Ringer des
Collegeteams, bei denen es zeitlich gepasst hat. Somit standen immer genügend
Trainingspartner auf aller höchstem Niveau zur Verfügung."
Wie
hast Du unsere Sportart RINGEN in Amerika erlebt?
"Ringen spielt in den USA eine viel größere Rolle als in Deutschland. Die
Sportart ist in den Medien präsent und wird in der Öffentlichkeit deutlich
wahrgenommen, gerade in Pennsylvania, einem Bundesstaat, der für seine guten
Ringer und seine ausgezeichnete Jugendarbeit bekannt ist. Das spiegelt sich
auch in den Zuschauerzahlen bei Wettkämpfen wider. Die Heimkämpfe des Collegeteams
waren mit 7000 Zuschauern jedes Mal restlos ausverkauft. Auch in der
Öffentlichkeit wird man als Ringer erkannt und oftmals von fremden Leuten
darauf angesprochen."
Was
könnten wir uns in Deutschland bei den Amerikanern rund ums Ringen abschauen,
was machen sie besser als wir?
"Was mich sehr erstaunt hat, war die Professionalität, mit der das Ringen,
aber auch generell alle Sportarten betrieben werden. Dies hängt sicherlich mit
dem Sportsystem generell in den USA zusammen. Highschools und Colleges haben
hauptamtliche Trainer, die sich voll und ganz auf das Training und die
Förderung ihrer Athleten konzentrieren können und dafür entsprechend entlohnt
werden. Diese Schulen und Universitäten verfügen darüber hinaus über sehr gute
infrastrukturelle Bedingungen – top ausgestattete Trainings- und
Wettkampfstätten, kurze Wege für die Ringer, und auch optimale schulische
Betreuung. Außerdem wissen die Amerikaner, wie man aus einer einfachen
Sportveranstaltung ein richtiges Event macht. Den Zuschauern wird neben dem
Sport mit zahlreichen Showeinlagen richtig gute Unterhaltung geboten. Wie schon
erwähnt, wirkt das alles sehr professionell. Dazu muss jedoch auch Geld in die
Hand genommen werden."
Wenn in den USA gerungen wird sind die Hallen voll. Mannschaftkampf des Teams der Penn State University.
Auf
Facebook habe ich ein Foto gesehen von einer Schulmeisterschaft im Ringen –
1200 Kinder auf 16 Matten … normal oder eher die Ausnahme?"
"Sicherlich war das schon ein Turnier der größeren Kategorie, das dort
ausgerichtet wurde. Das waren auch für mich außergewöhnliche und imposante
Bilder. Dennoch wurde mir auch berichtet, dass es noch größere Jugendturniere
gibt, bei denen dann noch mehr Kinder antreten. Ich selbst hatte das Glück,
meine Teamkollegen zu den US Open nach Las Vegas begleiten zu dürfen. Dort
wurden über drei Tage die nationalen Meister der Männer, Junioren und Kadetten
auf 30 Matten ermittelt. Ein absolutes Spektakel!"
Viele
Freundschaften geschlossen?
"Ja, ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt, woraus auch einige
neue Freundschaften entstanden sind und ich freue mich schon heute auf ein
nächstes Wiedersehen."
Wie
sieht Dein Plan für die nächsten Monate aus?
"Ich befinde mich gerade auf der Zielgeraden meines Studiums, abschließend
steht nun noch die Bachelorarbeit an. Danach fasse ich noch ein
Masterstudiengang ins Auge. Sportlich werde ich ab September wieder für die RKG
Freiburg in der Bundesliga auf die Matte gehen und nächstes Jahr bei den
Deutschen Meisterschaften wieder angreifen."
Dein
persönliches Fazit?
"Es war wirklich ein sehr spannendes Jahr mit vielen positiven Eindrücken.
Ich denke, das Besondere daran waren die vielen außergewöhnlichen Menschen, die
ich kennenlernen durfte. Ich kann nur jedem empfehlen, einen solchen Schritt zu
wagen und einige Zeit im Ausland zu leben und eine fremde Kultur
kennenzulernen. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen bedanken, die
diese Zeit ermöglicht und mich währenddessen unterstützt haben."
Vielen
Dank Stefan für das sehr nette Interview und die großartigen Eindrücke Deiner
Reise. Viel Erfolg für die kommende Saison aber natürlich auch für Deinen
Abschluss und die Bachelorarbeit.