Bericht Jackeline Renteria in Deutschland


Kolumbiens Olympia Star in Bayern

von Stefan Schimmel, Reichenhaller Tagblatt

Berchtesgadener Land (sts) - „Sie ist nicht auf Urlaub da, sie trainiert zwei mal täglich“, zwinkert der Teisendorfer Peter Göstl, dem es zu verdanken ist, dass aktuell prominenter sportlicher Besuch im Landkreis zu Gast ist: Jackeline Renteria, die für Kolumbien 2008 in Peking und 2012 in London jeweils Olympia-Bronze holte. Damit schrieb die heute 27-Jährige in ihrem Heimatland Sportgeschichte.


Jackeline Renteria beim TSV Trostberg.

Peter Göstl reist seit mittlerweile zehn Jahren immer wieder nach Südamerika - unter anderem nach Kolumbien. Zwischen 1992 und 1999 war er Leistungsträger in der Oberliga-Mannschaft der Trostberger Ringer, die seinerzeit vom Reichenhaller Siegi Seibold trainiert wurde. Ein Bandscheibenvorfall zwang ihn dann kürzer zu treten. Doch seine Nähe zum Ringsport blieb. „Weil ich in Kolumbien in Cali im dortigen Ringsportzentrum mittrainiert habe, habe ich Jackeline und ihren Trainer Victor Capacho kennengelernt“, so Göstl. Es entstand eine Sport-Freundschaft, wobei Peter Göstl nun den Gegenbesuch organisierte. Allerdings besucht Jackeline Renteria nicht nur das Berchtesgadener Land - gemeinsam mit Coach Victor Capacho, ihrem Ehemann Julio Cesar Munoz und dem Freistiler Camilo Daza ist sie seit Ende Mai auf regelrechter Europa-Tournee: Zunächst war sie in Italien (GP Sardinien-Sassari mit anschliessendem Trainingslager) und Schweden (Trainingslager des schwedischen Frauen Teams). Von Skandinavien ging es weiter nach Deutschland, und danach soll es nach Spanien zum dortigen Grand Prix gehen. All das verbindet die 27-Jährige mit viel, viel Training. Sie besucht Vereine und ringt dort bevorzugt mit männlicher Konkurrenz. „Nur gegen Männer ist sie so richtig gefordert - und die müssen schon Vollgas geben, um sie bändigen zu können“, so Peter Göstl, der von den technischen Fertigkeiten und vor allem von der Schnelligkeit der 167 cm großen Kolumbianerin begeistert ist. In Europa bereitet sich die Freistil-Spezialistin auf die Südamerikanischen Meisterschaften in Chile vor, ehe sie dann ebenfalls noch heuer bei der WM in Budapest auf die Matte geht. Das längerfristige Ziel Jackeline Renterias aber sind die Olympischen Spiele in Brasilien. „In Rio will ich die Goldmedaille holen“, gibt sich die Kolumbianerin selbstbewusst. Allerdings geht sie bei Großereignissen in der Klasse bis 55 kg auf die Matte. „Dafür trainiert sie zehn Kilo ab“, so ihr Trainer Victor Capacho, der die Stärken seiner Top-Ringerin neben ihren technischen Fähigkeiten und der Schnelligkeit auch im mentalen Bereich sieht: „Sie bleibt auch cool, wenn sie hinten liegt. Oft gewinnt sie ihre Kämpfe hinten raus in den letzten Sekunden.“ Auch wenn Jackeline Renteria in den vergangenen drei Wochen täglich viel trainiert hat, so hat sie doch auch etwas von der Region und den Menschen mitbekommen: „Teisendorf ist so schön ruhig, bei uns in Cali ist es viel, viel lauter.“ Und: „Auffallend ist, dass die Leute hier wesentlich pünktlicher sind als bei uns.“ Bei der Frage, was Victor Capacho mit Deutschland verbindet, lächelt der Coach und meint: „Bundesliga, Bier und tolle Autos.“ Und sportlich ? „Das Niveau im Ringen ist in Europa einfach viel höher, deswegen kann ich hier viel lernen“, so Renteria. Dem stimmt auch der Ehemann zu: „Ringen wird in Südamerika immer populärer, aber wir brauchen internationalen Austausch um uns zu entwickeln.“


Jackeline Renteria beim TSV Trostberg.

Und bevor sich die vierköpfige kolumbianische Ringergruppe sich dann Richtung Spanien verabschiedete, besuchte sie noch das „Tom Kirchner Turnier“ beim SC Anger. Für die jungen Ringer war es ohne Frage ein besonderes Highlight, dass die kolumbianische Olympiateilnehmerin und zweifache Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen, Jackeline Renteria Castillo, Medaillien und Urkunden überreichte und sich die halbe Stunde für die Siegerehrung Zeit nahm. Bereits zuvor hatte sich eine Reihe von jungen Ringern von der sympathischen Kolumbianerin auf T-Shirts und Ringertrikots Autogramme und gute Wünsche schreiben lassen. Die überall in der Halle platzierten Plakate warben für einen dauerhaften Verbleib des Ringens im olympischen Sportzirkus.


Training in Unterföhring                                                                                                                                                                                                                                                                    und Bad Reichenhall

Aber nicht nur die kolumbianischen Gäste profitierten von diesem sportlichen Austausch. Für die heimischen Vereine war es eine nicht alltägliche Ehre, eine Weltklasseathletin im Training zu haben. Die kolumbianischen Ringer waren  optimale und wertvolle Trainingspartner für die heimischen Athleten. Folgende Vereine wurden von der südamerikanischen Trainingsgruppe besucht: TSV Trostberg, AC Wals (Österreich), TV Traunstein, SVW Burghausen, AC Bad Reichenhall, TSV 1860 München und SC Isaria Unterföhring.


Ausflug zum Königsee und nach Salzburg.



 



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