Informationsaustausch - Reiseberichte


Der deutsche Ringertrainer Frank Reinshagen hat im  Jahr 2009 im Auftrag des DOSB ein Kurzzeitprojekt im Ringen in Sierra Leone

durchgeführt und uns seinen Bericht zur Verfügung gestellt.



Das Kurzzeitprojekt „Ringen in Sierra Leone“ hat mit einer Anfrage des dortigen Ringerverbandes vor ca. 2 Jahren begonnen. Da damals die Mittel für das laufende und auch teilweise schon für das kommende Jahr aufgebraucht waren, kam schließlich 2009 eine Realisierung zustande. Prince Sualley, der Präsident dieses jungen Verbandes in Sierra Leone hat in intensivem Kontakt zur FILA (Ringerweltverband) schon erreicht, dass dieser zwei 12 x 12m Ringermatten nach Sierra Leone schickte und schon 2008 zwei Bulgarische Ringertrainer einen dreiwöchigen Aufenthalt in Sierra Leone verbrachten. Damals allerdings noch ohne die Ringermatten, was Ihre Trainingsinhalte doch sehr einschränkte. Finanziert wurde damals zumindestens teilweise über die olympische Solidargemeinschaft (IOC) und Ringerweltverband (FILA).

Ziel des diesjährigen Projektes war die Sportart Ringen in Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones zu festigen und den Trainern das Rüstzeug zum späteren eigenständigen Trainieren zu geben. Desweiteren sollte durch Präsentationsveranstaltungen mit Teilnahme in der Südprovinz Bo und in der Nordprovinz Makeni nationales Interesse für die Sportart entstehen mit dem Ziel dort Stützpunkte zu errichten.

Lehrgangsträger des Projektes in Deutschland war der „Deutsche olympische Sportbund“ und finanziert wurde die Maßnahme aus Mitteln des Auswärtigen Amtes.

Der deutsche Lehrgangsleiter war Frank Reinshagen, geb. 28.12.1968, (A-Trainer des Zweitbundesligisten ASV Hüttigweiler).

Die Planung wurde von Frank Reinshagen, also meiner Person in Deutschland vor Beginn des Projektes dahingehend vorgenommen, dass ich die Lehrgangsinhalte für die drei Wochen festlegte und die Materialspende über Herrn Crecelius beim DOSB bestellte. Weiterhin wurden vom Fachverband, hier der „Saarl. Ringerverband“ Bücher mit Anleitungen für Ringeranfänger gespendet, die wohl in deutscher Sprache geschrieben waren, jedoch mit sehr viel bildlichem Anschauungsmaterial eine gute Hilfestellung für die neuen Trainer sein können.

Am frühen Montagmorgen, dem 08. Juli 2009 gings gegen 6.00 Uhr mit dem Auto in Richtung Frankfurt und von dort mit Lufthansa nach London. Von London starteten wir mit BMI gegen 13.30 Uhr in Richtung Sierra Leone.

Ankunft mit BMI gegen 21.00 Uhr, da wir in Malaga einen etwas längeren Aufenthalt beim Betanken des Flugzeugs hatten. Prince Sualley war mit einem Trainer zum Airport Lunghi gekommen um mich dort abzuholen. Ein Fahrer mit Landrover stand ebenfalls zur Verfügung. Nach Begrüßung ging es dann mit dem Landrover zur Fähre die die ankommenden Fluggäste zum Festland nach Freetown bringt. Bei etwas Unterhaltungsmusik auf dem Deck und einem kühlen Bier konnten wir das Spektakel von oben betrachten. Erst gegen 23 Uhr waren wir dann nach verlassen der Fähre am Hotel Kimbima im Westteil der Stadt angekommen. Ich bezog dann nur noch das Zimmer und legte mich schlafen.

Nach dem Aufstehen am Dienstagmorgen inspizierte ich das Zimmer, das Fernsehen, Kühlschrank, Klimaanlage und Dusche/WC hatte. Die Dusche wurde dann auch als erstes genossen. Mit Prince hatte ich abgemacht, gegen 10.30 Uhr im Hotel abgeholt zu werden, um erstmals die Trainingshalle und die Teilnehmer begrüßen zu können.

Pünktlich gegen 10.00 Uhr kam Prince Sualley (President of the Sierra Leone Wrestling Association) mit dem Fahrer Santos um mich beim Hotel abzuholen. Zunächst mussten wir noch einiges für meine Person organisieren, damit ich z. B. Kontakt zum Botschafter Herrn Rolf Saligmann aufnehmen konnte. Hierfür benötigte ich ein örtlich angeschafftes Handy nebst zugehöriger Prepaid-Karte. Nachdem wir Geld gewechselt hatten und auch einige Einkäufe durchgeführt waren, kontaktierte ich Herrn Saligmann, der mich recht herzlich in Sierra Leone willkommen hieß. Er bestätigte mir den Eingang unserer Materialspende und wir besprachen die Übergabe, die auf Bitte von Herrn Prince Sualley schon zu Beginn des Lehrgangs bei der offiziellen Eröffnung des Lehrgangs mit dem deutschen Botschafter übergeben werden sollte. Ich sah darin kein Problem und stimmte dem zu. Allerdings bat ich darum, dies auch zu quittieren und entsprechendes vorzubereiten.

Nach der Rücksprache mit der deutschen Botschaft fuhren wir zur erstmaligen Begrüßung der rund 40 Teilnehmer des Lehrgangs. Ich begrüßte die Teilnehmer und stellte mich Ihnen vor, gab dabei einen kleinen Überblick über das vorgesehene Programm und stellte dann leider fest, dass entgegen der Aussage von Herrn Prince Sualley noch keine Matte da war, was die Ausführung sehr schwierig erscheinen ließ. Nachdem wir die Einkäufe dann in mein Hotelzimmer gebracht hatten, machte sich Herr Prince Sualley mit dem Fahrer auf um eine Lösung des Mattenproblems zu finden. Laut seiner Aussage liegt diese noch immer im Hafenlager und wurde noch nicht freigegeben, obgleich diese Materialspende der FILA zollfrei sein soll, und alle Papiere den Verantwortlichen schon lange vorlägen. Ich wartete solange im Hotel.

09. Juni 2009

Am heutigen Morgen fand die offizielle Eröffnungsfeier für dieses Kurzzeitprojekt statt, an dem neben dem deutschen Botschafter Herrn Rolf Saligmann auch der Direktor für Sport Herr Bai Kabia, der Präsident des NOCSLE Herr Henry Moore, der Vizepräsident des NOCSLE Herr Dr. Patrick Coker, der Präsident der Sierra Leone Wrestling Association Herr Prince Sualley, sowie der Sekretär der Wrestling Association Herr Lumprey Sesay und meine eigene Person teilnahmen. Als Gäste waren die Präsidenten der anderen Sportverbände, die Presse und die teilnehmenden Sportler des Projektes anwesend.

Die Redner hoben immer wieder die guten Beziehungen zu deutschen Institutionen hervor, wobei fast jeder von Ihnen ein oder mehrfach persönlich mit deutschen Hilfsprojekten sein eigenes Fortkommen beschleunigt sah. Dies sollte den teilnehmenden Sportlern Motivation sein, die Teilnahme an diesem Projekt als ernsthafte Chance zu sehen. Dem deutschen Botschafter Herr Rolf Saligmann gefiel, dass die jungen Leute sich gerade für diese Sportart interessieren, nicht zuletzt auch, da er selbst in seiner Studienzeit in Amerika einige Jahre Ringer war. Ihm gefalle diese Kombination aus Mannschafts- und Individualsport und die große Fairness dieses Sports.

Nach dem offiziellen Teil wurden dann noch einige Interviews geführt und dabei immer wieder die Frage aufgeworfen, was man von diesem Projekt erwarten darf und ob an dieses Projekt weitere Projekte anknüpfen werden. Auf den ersten Teil der Frage antwortete ich, dass hier ein erster Schritt fürs Ringen gelegt wird und die Sierra Leone Wrestling Association nun nach geeigneten Trainern suchen muss, um die jungen Leute bei der Sportart zu halten. Ein Teil meines Auftrages sehe ich darin, aus der Menge der Sportler eine Hand voll zu selektieren, die evtl. dann nach den drei Wochen jüngeren Sportlern Grundbegriffe und Grundtechniken im Freistilringen beibringen können. Die Ausstattung mit den notwendigen Materialien (Ringermatte wurde von Weltverband FILA gestiftet, Ringerschuhe und Trikots vom DOSB und Auswärtigen Amt im Rahmen dieses Projektes) sollte Ihres dazu beitragen, dass das Interesse am Ringkampfsport anhält. In Anwesenheit vom deutschen Botschafter Herrn Saligmann wurde dann die Materialspende dieses Projektes an die einheimischen Ringer übergeben. Die Sierra Leone Wrestling Association, wie auch das NOCSLE bedankten sich sehr für diese großzügige Spende und waren begeistert von den schönen Ringerschuhen und den Trikots.


Bei der Eröffnungfeier wurden auch Materialspenden übergeben.

Nach dem Essen fuhren wir dann zur deutschen Botschaft und nahmen von Herrn Dohmeyer eine Abschlagszahlung in Höhe von 10000 Euro per Scheck in Empfang, damit Herr Prince Sualley bereits erbrachte Leistungen bezahlen kann. Eine Kostenaufstellung wurde mir dabei anhand gegeben, die Quittungen sollten folgen, sobald die Bezahlung der verschiedenen Dinge erbracht wurde.

Eine Quittung über den Erhalt der Materialspende sollte ebenfalls am Abend ausgestellt werden.

Gegen 16 Uhr wollten wir dann mit einer ersten Trainingseinheit beginnen, was jedoch leider nicht funktionierte, da die gespendete Matte seit 8 Wochen im Hafenlager liegt und nicht freigegeben wird. Herr Prince Sualley hatte wohl einen Tag zuvor einige Dokumente von verschiedensten Ministern vorgelegt, wonach die Ware als „Dutyfree“ einzustufen wäre, was jedoch den Lagerchef nicht dazu veranlassen konnte, die Ware dem Transportunternehmen mitzugeben. Ein herber Rückschlag für die Planung. Herr Prince Sualley machte sich also noch mal zu den Ministerien um alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit die Matte zollfrei an DHL übergeben wird und somit Ihrer Bestimmung nach in der Trainingshalle landen wird.

Gegen 17 Uhr erreicht mich dann der glückliche Anruf von Prince, dem es nach erneuter Rücksprache mit dem Minister für Transportwesen gelungen ist die Matten in die Halle im Sportstadion zu bringen. Kurz darauf holt mich der Fahrer im Hotel ab und wir versuchen gemeinsam die Matten aufzubauen. Doch schon beim Öffnen der Pakete wird schnell klar, dass dies keine leichte Aufgabe wird. Die von der FILA zur Verfügung gestellten Matten sind wohl für die Ausstattung eines dauerhaften Trainingsraumes gedacht und auch von der Qualität nicht mit den Matten von der Firma Foeldeak in Deutschland vergleichbar. Das nächste Problem, das sich uns stellt, der Raum ist nicht groß genug, um die Matte von 12 x 12m aufzubauen. Da am selben Abend jedoch kein anderer Raum organisiert werden kann und die Sportler förmlich danach gieren die Matten zu betreten, wird kurzerhand vor dem Stadion auf einer größeren Fläche mit dem Aufbau begonnen. Bei recht heftigem Wind und sehr leichten Matten alles andere als lustig. Nach knapp eineinhalbstündigem Unterfangen und einsetzender Dunkelheit ist es dann doch vollbracht. Ohne Aufforderung bilden sich kampflustige Paare aus der Mitte der Teilnehmer und beginnen vor begeisterter Menge mit dem Kämpfen. Im Stadion findet zur gleichen Zeit ein nicht unbedeutendes Fußballspiel statt, von dem einige Zuschauer Abstand gewinnen und sich zumindest für eine Weile dem Ringen zuwenden. Als dann jeder seinen Kontrahenten einmal gefordert hat, müssen wir leider die in mühevoller Arbeit aufgebaute Matte wieder wegbringen, da sie ja außerhalb des Stadions höchst wahrscheinlich nicht lange liegen würde. Prince und ich vereinbaren daraufhin am nächsten Morgen recht frühzeitig mit dem schwierigen Aufbau zu beginnen, um keine Zeit zu verlieren um mit dem Training zu beginnen. Ein aufregender und sehr anstrengender Tag endet.

Am Donnerstagmorgen konnten wir dann wegen starken Regens die Matte nicht wie geplant im Stadion unter freiem Himmel auflegen, sondern mussten abermals improvisieren und die Matte nur zu einem Teil in dem angemieteten, leider viel zu kleinen Raum aufbauen. Aber auch diese Hürde nahmen die Teilnehmer gelassen und freuten sich nun endlich mit dem praktischen Teil zu beginnen. Nach ein paar Einführungsworten zum olympischen Ringen erklärte ich den Teilnehmern zunächst noch mal einiges vom Regelwerk, da ich am Abend zuvor einige Regelverstösse beim Kämpfen gesehen hatte.

Nach einer etwa 20 Minuten dauernden Aufwärmung mit verschiedenen Bodenturnelementen versuchten wir dann eine erste Technik im Stand – den Doppelbeingriff mit Umsetzen in die Bodenlage.

Da nicht ausreichend Platz für alle da war, mussten wir hier paarweise wechseln. Nachdem jedes Paar die Gelegenheit hatte die Technik öfter zu probieren, wurde in einem zweiten Schritt versucht die Technik mit leichter Gegenwehr durchzuführen, damit die Teilnehmer sich über eine Vorbereitung der Technik bewusst wurden. Zum Ende der ersten Einheit wurden dann Situationskämpfe zur Technik durchgeführt, bei dem die Trainingspartner die Grundposition schon einnehmen durften und danach mit Gegenwehr zum Auskämpfen aufgerufen war.

Deutlich wurde hier beim ersten Training die Freude über das Kämpfen, das jedoch noch wenig technische Struktur hatte, sodass ich glaube, dass überwiegend Anfänger die Matten betreten und ein langer Weg vor der Sierra Leone Wrestling Association liegt.


Die ersten Trainingseinheiten auf den neu gelieferten Matten.

Am Nachmittag wurde dann gegen 16.30 Uhr mit dem Training fortgefahren, da der Weg zur Trainingshalle immer wieder mit einem wirklich atemberaubenden Verkehr verbunden ist.

Zunächst versuchte ich den Teilnehmern die Regeln des olympischen Ringens näher zu bringen. Dazu hatte ich eine alte Tafel zu Hilfe, an der ich dann einiges fixieren konnte und die Teilnehmer auch fleißig abschrieben.

Anschließend wurde einige weitere vorbereitende Übungen vorgestellt und trainiert, gefolgt von einer weiteren einfachen Technik, dem Beinangriff außen mit seinen Variationen. Nach den schrittweisen Übungen zu dieser Technik fuhren wir fort mit dem Situationsausringen und späteren Trainingskämpfen.

Nach dem Training konnte mein Transportmittel, der Land Rover leider nicht mehr geöffnet werden, da scheinbar versucht wurde in das Fahrzeug einzubrechen und dabei das Schloss so stark beschädigt wurde, dass der Schlüssel nicht mehr funktionierte. Prince bestellte daraufhin ein Taxi um mich zurück ins Hotel zu bringen. Eine weitere abenteuerliche Fahrt stand mir bevor.


Der Verkehr in Freetown kann durchaus als chaotisch bezeichnet werden.

Wie schon die Tage zuvor wurde ich nach dem Frühstück im Hotel abgeholt und durch den alltäglichen Verkehrsdschungel zum Stadion von Freetown gebracht. Die Sportler waren schon anwesend und neugierig darauf, was wir heute machen würden. Da wir die Grundtechniken im Stand bis auf den Beinangriff innen bereits trainiert hatten, war klar, dass dies der nächste Schritt sein würde. Wir begannen die Technik mit Ihren Folgetechniken abermals in Teiltechniken zu unterteilen und erzielten damit einen besseren Trainingseffekt. Was aber auch hier wiederum klar zu erkennen war, dass die Sportler (allesamt Anfänger) Probleme hatten die an den Tagen zuvor trainierten Dinge von den heutigen zu unterscheiden und so immer wieder Fehler gemacht wurden, indem die anderen Techniken eingemischt wurden. Ich gebe zu, bei Anfängern in so kurzer Zeit so eine Fülle von Techniken zu erlernen ist schier unmöglich, aber ich möchte versuchen ihnen ein breites Spektrum zu zeigen, da evtl. ein oder zwei Ringer es sich aneignen und später weitergeben können.


Mit den Anfängern wurden hauptsächlich Grundtechniken  geübt.


Um die Sportler nicht ganz zu überfrachten, wurde schließlich am Nachmittag nicht mit dem Techniktraining fortgefahren, sondern es wurden Übungen zur Kraftbildung gezeigt, die jeweils mit dem Partner trainiert werden können. Hier legte ich besonderen Wert auf Übungen, die sehr ringkampfspeziell sind, und damit eher Ganzkörperübungen, da die individuellen Muskeln wie Bizeps usw. bei den Sportlern bereits sehr stark ausgeprägt waren.

Bei diesen Übungen versuchte ich auch deutlich zu machen, dass hier eine Individualplanung von Nöten ist, da nicht jeder Sportler mit den gleichen Grundvoraussetzungen startet. Um einen Trainingseffekt zu erzielen, gab ich ihnen ebenfalls zu verstehen, dass mit Steigerungen gearbeitet werden muss, und nicht wie derzeit einmal wöchentlich ein gemischter Zirkel das Maß der Dinge ist.

Nach einer Einführung in die Übungen mit einer Durchführungsintensität von drei Sätzen waren die Sportler ziemlich am Boden, was zeigt, wie wenig spezifisch sie für Ringen trainiert hatten. Wir beendeten die Einheit wie schon die Tage zuvor mit einem zweiminütigen Kampf, was den Sportlern immer wieder sehr viel Spaß macht, da sie hier Ihre Helden finden.

Auch ganz nett und am Rande bemerkt: Es wird nach jedem Training ein gemeinsames Gebet gesprochen und anschließend schüttelt jeder Ringer dem anderen Ringer die Hand.

Am Samstagmorgen begann das Training gegen 10.30 Uhr. Nachdem wir gestern einige Kraftausdauerübungen mit dem Partner gezeigt und auch trainiert hatten, wollte ich es an diesem Morgen etwas ruhiger angehen. Nach einem etwa 20-minütigen Aufwärmprogramm wiederholte ich nochmals die bisher gezeigten Techniken im Stand. Allesamt wurden jedoch ohne jegliche Auftakthandlung trainiert, sodass dies am heutigen Samstag unser Schwerpunkt sein sollte. Ziel ist es die Teilnehmer dafür zu sensibilisieren, dass vor einer Haupttechnik etwas vorgelagert sein muss, damit im Kampf eine Technik Erfolg hat. Wir hingen das ganze am Beinangriff außen auf und lagerten diesem eine Armklammer außen vor, aus der dann der Beinangriff erfolgen sollte. Bei den Teilnehmern fand jedoch auch das zu Bodenreißen aus der Armklammer großen Zuspruch, da sie hier wieder Ihre gute körperliche Verfassung zum Einsatz bringen konnten. Wir vervollständigten dann aus der Armklammer außen noch einige andere Möglichkeiten der Fortführung und beendeten schließlich mit dem Unterachselschwung. Auch dieser Griff fand Ihre vollste Zustimmung, da auch hier wieder jemand anderes durch die Luft gewirbelt werden konnte. Ich versuchte Ihnen jedoch klar zu machen, dass zunächst ein paar einfache Grundgriffe das Ziel ihres Trainings sein müssten, und die spektakuläreren Griffe für ein späteres Level geeigneter wären.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen zeigte mir Prince noch einiges in der Gegend, ehe wir dann zum Wochenende ausklingen ließen. Er brachte mich ins Hotel und wollte gegen Abend noch mal vorbeisehen, um gemeinsam etwas zu trinken und dabei über die Folgewoche zu sprechen, wobei schon erwähnt wurde, dass wir gegen Donnerstag in die Provinzen Bo und Makeni aufbrechen wollen. Da dort noch absolut niemand etwas vom Ringen gehört hat, schlug ich vor eine Matte mitzunehmen, da so Prince, eine geeignete Halle vorhanden sei.


Am Sonntag stand dann Erholung pur an. Nachdem wir die nicht ganz einfache Tortur des Weges zum Beach Nr. 2 hinter uns gebracht hatten, lag so das Paradies vor uns.


Der Sand am Strand ist wirklich weißer als weiß, die Wellen des Atlantiks und die grün bewaldeten Berge im Hintergrund, das alles verschlägt einem die Sprache. Prince hatte ein paar Bier eingepackt und so verbrachten wir dann zwei, drei Stunden am Beach, ehe wir die knapp zwei Stunden Rückweg antraten über dieses holprige Etwas. Doch es hat sich allemal gelohnt hierher zu kommen.

Montagmorgen gings dann im nun gewohnten Trott weiter. Lange Anfahrt vom Hotel bis zum Stadium durch den Verkehrsdschungel und dann die Trainingseinheit am Morgen.

Hier wiederholten wir einige ringkampfspezifische Kraftausdauerübungen mit dem Partner, was den Sportlern bei den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit einiges abverlangte, sodass danach nur noch leichte Technikübungen wiederholt wurden.

Am Nachmittag sollte deshalb eine weitere längere Technikeinheit absolviert werden.

Standen letzte Woche ein paar Standtechniken im Vordergrund, so kamen wir diese Woche folgerichtig zu den Fortsetzungen am Boden, wobei auch hier das Augenmerk darauf gerichtet war, dass wir Verbindungen zu den eine Woche zuvor trainierten Standtechniken fanden.

So kamen wir beispielsweise über die Armklammer außen zum Beinangriff außen, und dann zu einem Übersteiger am abgehobenen Bein. Dies war für die Trainingsgruppe zwar eindeutig zu schwierig, ich wollte jedoch trotzdem auch einige dieser Dinge zeigen, denn auch in dieser Gruppe fand ich Sportler, die die Technik nachahmen konnten.

Da mir beim Kämpfen der Sportler aber auch aufgefallen war, dass sie alle mit einem Nackenhebel oder ähnlichem versuchten Ihren Kontrahenten zu drehen, wurden natürlich auch die einfachen Hebeltechniken am Boden gezeigt und trainiert. Nach dem Training folgte fast selbstverständlich das Positionskämpfen mit diesen Hebeltechniken, was aber nur bedingt als Erfolg gewertet werden konnte. Zum einen fanden die Sportler wohl diese Art den Gegner zu kontrollieren nicht spektakulär genug, andere wiederum hatten selbst mit diesen einfachen Dingen so ihre Probleme, sodass wir hier sicher nochmals ansetzen werden.

Zum Abschluss wurde dann noch ein Technikkreistraining vorgestellt, was zur Festigung der Technik, aber auch zur Ausdauer und zu Koordinationsverbesserungen genutzt werden kann.

Ein Sportler steht in der Mitte eines Kreises und wird von den umherstehenden Sportlern in zufälliger Reihe attackiert und muss mit einer Technik auf die Angreifer reagieren.

Dies gefiel den Sportlern sehr, aber auch hier hatten sie fast selbstredend ihre Probleme.

Beim Training am Dienstagmorgen wurden die Kraftausdauerübungen wiederholt und anschließend weitere Bodentechniken trainiert. Waren am Montag die Hebel an den Armen bzw. am Oberkörper unser Ziel, so war es heute unser Ziel Hebel unter Hinzuziehung der Beine anzubringen. Höhepunkt war schließlich ein „Einsteiger“, ein Hebel bei dem mit den eigenen Beinen gesperrt und gehebelt wird. Das Wort „Einsteiger“ gefiel den Teilnehmern sichtlich gut, denn wenn immer es fiel, brach lautes Gelächter aus. Besonderen Gefallen fanden die Teilnehmer auch deswegen an den „Einsteigetechniken“, da diese nicht ganz schmerzfrei für die Gegner sind, und somit eine gute Kontrolle des Ausführenden erfordern.

Am Nachmittag stand eine Wiederholung des gesamten Technikprogramms an, da wir nur noch den Mittwoch in dieser Formation zusammen verbringen sollten, da nur etwa 12 Ringer dieser Gruppe mit nach Bo und Makeni kommen sollten, da dort weitere 20 bis 25 Ringer auf uns warteten und dann die Gruppe von mir nicht mehr zu händeln sei.

Ich versuchte im Rahmen der Wiederholung noch einmal deutlich zu machen, worauf es mir ankam, und wie die Zukunft eines Techniktrainings unter Leitung des hiesigen „Coaches“ aussehen sollte. Da wir hier nur einige Grundstrukturen angeschnitten hatten, sollte auf diesen individuell aufgebaut werden, sodass jeder Ringer für sich selbst geeignete Vorbereitungen und Folgetechniken erarbeitet bzw. findet. Ebenfalls versuchte ich ihnen verständlich zu machen, dass eine hohe Wiederholungszahl für den Erfolg notwendig ist, sodass Techniktraining in all seinen Formen einen hohen Stellenwert haben sollte. Beispiele gab ich „Coach City“ an die Hand (Situationskämpfe, Kreistraining, Schulringen usw.).

Die Wiederholung der Techniken war auch darauf gerichtet, dass wir am Mittwochmorgen mit der Gruppe eine Art Leistungsüberprüfung durchführen wollten, wobei jeder sich eine Stand- und eine Bodentechnik zur Vorführung aussuchen sollte. Bewertet wurde dann die Umsetzung, was zugleich ein Auswahlmittel sein sollte, die Ringer zu bestimmen, die mit nach Bo und Makeni durften, da diese mir dort behilflich sein sollten, was das Training dort anging.

Da wir in dieser Gruppe zunächst das letzte Mal zusammen sind, da wir Donnerstag mit einem Teil der Gruppe nach Bo aufbrechen, wollten wir durch eine Überprüfung der bisher trainierten Techniken eine Art Auswahl vornehmen, um in den Provinzen Bo und Makeni dann einige Assistenztrainer zur Verfügung zu haben. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm sahen wir uns dann alle Paare in der Mitte der Matte an, wobei jeder Ringer sich eine Stand- und eine Bodentechnik ausgesucht hatte und diese präsentierte. Ich benotete dies mit Schulnoten von 1 – 6, wobei die überwiegenden Teilnehmer im mittleren Notenspiegel landeten. Damit konnte man nach so kurzer Zeit mehr als zufrieden sein. Aus Praktikabilitätsgründen wurden für die Auswahl aber auch gewichtsmäßig zueinander passende Paare ausgesucht. Der in Freetown bleibenden Gruppe wurde ein Trainingsplan aufgegeben, der sie ebenfalls weiter auf das nächste Woche stattfindende kleine Turnier vorbereiten sollte.

Schon an diesem Nachmittag würden wir nochmals Trainingskämpfe mit den Turnierregeln durchführen, sodass die Teilnehmer vorbereitet sind.

Donnerstag stand dann die Reise nach Bo an, das etwa 280 Km von Freetown im Süden liegt. Da Prince als Präsident der Sierra Leone Wrestling Association zum Mitglied des NOC Sierra Leones berufen wurde, musste er noch am Nachmittag an einer Sitzung teilnehmen. Diese Sitzung dauerte jedoch so lange an, dass unsere Abfahrt weit in den Nachmittag verschoben werden musste. Derzeit bereiteten die Sportler den Bus vor, auf dessen Dach die Matte für die Präsentationen in Bo aufgeschnallt wurde. Der Bus verließ dann auch vor uns die Stadt, da er einiges langsamer war. Während der Fahrt sah man dann sehr viel Natur rechts und links der Straße. Immer wieder durchquerten wir kleinere Ansiedlungen am Wegesrand, bei denen unser Fahrer nicht mit dem Hupen aufhörte, um die Kinder vor dem Fahrzeug zu warnen.


Die Fahrt in die Provinzstadt  Bo.

Nicht selten brüllten uns einige nach, andere winkten freundlich. Da wir so spät losgekommen waren, wurde es dann auch auf halber Strecke dunkel, was die Weiterfahrt schon allein schwieriger machte. Dazu gesellte sich dann aber auch noch stark einsetzender Regen, der uns die Sicht völlig nahm, sodass wir gelegentlich auch am Straßenrand anhalten mussten, und einfach darauf warteten, dass es aufhörte. Als wir dann gegen 21.00 Uhr in der Stadt ankamen und uns zum von Prince angemieteten Haus durchschlugen, war dort leider kein Diesel vorhanden, das den Generator hätte antreiben können. Also schickten wir noch einmal Santos unseren Fahrer um Diesel zu kaufen und warteten derweil im Dunkeln. Mit frischem Diesel bestückt begann gegen 23.00 Uhr der Generator seinen Dienst aufzunehmen, erst mit sehr viel Gestotter, dann immer besser in Fahrt kommend. Daraufhin hatten wir Licht und auch die in einigen Zimmern vorhandene Klimaanlage erleichterte den Aufenthalt. Nach einem kurzen Schlummertrunk und müde begaben wir uns schließlich in die Schlafgemächer. Dass die Leones Frühaufsteher sind, das wusste ich ja schon von Freetown, wo morgens gegen 7.00 Uhr im Hotel mit dem Reinemachen begonnen wurde. Hier waren es zudem die freilaufenden Hühner die einem unmissverständlich zu verstehen gaben, dass es Zeit war aufzustehen. Nach einer Tasse Kaffee und einem Bissen Reis mit scharfem Spinat gings dann zur gemieteten Halle, wo schon unsere Sportler samt Bus und Matte warteten.

Erstaunt mussten wir jedoch feststellen, dass der Hallenchef die Halle kurzerhand an eine andere Gruppe weitervermietet hatte und diese Veranstaltung bereits in vollem Gange war. Trotz einiger Diskussion mit dem Verwalter kamen wir zu keiner Einigung, sodass wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft für unser Training machten.

Wir wurden auch fündig, zumindest was den Freitag anging. Samstag sollten wir dann noch mal in die zuerst angemietete Halle ausweichen.

Gegen 12.30 Uhr starteten wir dann endlich unsere Präsentation, wobei ich das ganze so gestaltet hatte, dass die Ringer aus Freetown die Neulinge aus Bo bei den vorgemachten Übungen unterstützen. Nach einigen Aufwärmübungen starteten wir mit einfachen Grundtechniken ohne jegliche Zuhandlung, sodass die Ringer erste Eindrücke vom Ringen bekamen. Nach etwa eineinhalb Stunden setzten wir eine zwanzig Minuten dauernde Pause um anschließend mit Bodentechniken fortzufahren.

Den Abschluss bildeten dann Trainingskämpfe zunächst der Ringer aus Freetown, mit denen sich einige Neulinge aber schon nach kurzer Zeit messen wollten. So kam schnell etwas Stimmung in die Bude, da in dieser öffentlichen Halle es sich auch schnell rundgesprochen hatte, dass es was zu sehen gab und einige Zuschauer dazukamen.


Das erste Ringertraining in Bo lockte viele Teilnehmer und Zuschauer an.

Alles in allem ein doch noch guter Start für Bo. Prince und ich selbst versuchten zu Ende den Teilnehmern aus Bo verständlich zu machen, dass hier in Zukunft Eigeninitiative gefragt ist, wobei Prince versicherte alles in seinem Ermessen stehende zu tun um zu helfen. Diese Präsentation sollte ein erster Eindruck für die neugierige Menge in Bo sein.

Adressen einiger sehr talentierter Ringer wurden notiert und man schlug vor, solange noch keine Matte hier sei, auf Sand, ähnlich dem Beachwrestling zu trainieren. Sobald dann erkennbar etwas entstünde, würde man versuchen eine der beiden Matten als Leihgabe nach Bo zu bringen.

Samstag wurde dann für das Training am Morgen eine andere Halle gemietet, die jedoch ebenfalls ausreichend groß war, um die 12 x 12m Matte zu beherbergen. Ein Freund unseres Supervisor Moussa, seines Zeichens Lehrer an einer Sekundarstufe, hatte einige Schüler zu der Vorführung eingeladen, sodass auch hier das Training unter Beteiligung einiger Zuschauer stattfand. Da wir am Nachmittag schon nach Makeni aufbrechen wollten, sollte diese Veranstaltung ca. 2 Stunden dauern. Ich begann abermals damit die Regeln des olympischen Ringens kurz darzustellen, sowie einige Punktwertungen zu erklären. Auch die Mattenfläche mit den verschiedenen Zonen wurde den Anfängern nochmals erläutert.

Ich führte weiterhin aus, dass Ringen ein Ganzkörpersport mit sehr viel Körperbeherrschung und Körpergleichgewicht ist, was zum Einstieg in einige leichtere Balanceübungen hinführte.

Diese wurden so gestaltet, dass die Teilnehmer in kleinen Spielchen versuchten den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schon diese Aufwärmübungen machte den Teilnehmern großen Spaß. Anschließend wurde dann mit einer Stand- und einer Bodentechnik weitergemacht, die jedoch vom Auftakt miteinander verbunden werden konnten.


Die meisten Afrikaner bringen schon gute körperliche Voraussetzungen fürs Ringen mit.

So wurde eine Rolle am Kopf nach vorherigem Runterreißen trainiert, welcher im Boden dann anschließend eine Zange aus vorheriger Kopfklammer folgte. Beides kam bei den Teilnehmern sehr gut an.

Nach dem Techniktraining wollten wir dann aber gerne noch mal Ringen selbst demonstrieren und ließen dafür zunächst die Anfänger unter sich einige Fights austragen. Wieder entstand sehr schnell eine gute Stimmung in der Halle, was immer wieder zeigt wie gerne sich diese jungen Athleten in Zweikämpfen messen. Jeder Sieger wurde wie ein Hero beim Verlassen einer Arena gefeiert.

Und wieder dauerte es auch nicht lange bis die Anfänger auch einige der Gruppe aus Freetown forderten. Zum Sieg über diese hat es zwar noch nicht gereicht, was jedoch gut mit dem bereits fortgeschrittenen Training deutlich gemacht werden konnte. Prince schlug schließlich vor, bei entsprechendem Engagement, behilflich zu sein und sah schon die zukünftigen Vergleichskämpfe der Provinzen mit Freetown.

Der Nachmittag ging dann ausschließlich für die Anreise nach Makeni drauf. Wieder sahen wir atemberaubend schönes Grün rechts und links der „Straße“ und auch etliche kleinere Ansiedlungen von Bauern, die ihr in Handarbeit geerntetes zum Verkauf anbaten.

Gegen 17 Uhr kamen wir dann in Makeni an, wo wir zunächst beim Sportdirektor der Nordregion vorstellig wurden. Er versicherte alles in seiner Macht mögliche getan zu haben, dass wir einen angenehmen Aufenthalt haben würden und eine erfolgreiche Veranstaltung durchführen könnten. Danach bezogen wir unser Quartier, ein recht ansehnliches Hotel am Rande von Makeni.


Das Hotel in Makeni konnte sich sehen lassen.

Am Sonntagmorgen fand dann unsere erste Präsentation der Sportart Ringen in Makeni statt. Neben etlichen Zuschauern hatten auch acht Neulinge den Weg auf die Matte gefunden. Diesen zeigten wir mit Unterstützung der Sportler aus Freetown was man sich unter Ringen vorzustellen hat. Nach dem sehr an Akrobatik angelegten Aufwärmprogramm versuchten wir auch in Makeni den Anfängern erste Techniken beizubringen, um beispielsweise den Gegner zu Fall zu bringen. Desweiteren wurden auch Bodentechniken gezeigt und geübt, die dazu befähigen, den Gegner in die gefährliche Lage oder gar auf die Schultern zu drehen. Am Ende dieser ersten Präsentationsveranstaltung standen wie schon in Bo einige Selbstversuche, sprich Trainingskämpfe, bei denen insbesondere die Anfänger versuchten untereinander Ihren Sieger zu ermitteln. Auch in Makeni zeigte sich dann, dass es den Jugendlichen nur an Anleitung fehlt, um Spaß an der Sache zu bekommen.

Gerade aus den Reihen der Zuschauer kamen dann einige Kinder auf mich zu, und fragten ob sie am nächsten Tag an der Veranstaltung teilnehmen könnten. Ich wies auch Präsident Prince Sualley daraufhin, dass sein Hauptaugenmerk auf dieses Alter zu richten, da diese Kinder noch ohne jeglichen Vorurteile und mit viel Spaß an der Sache dem Sport gegenüber stehen.

Montag wollten wir gegen 10.30 Uhr mit unserer Trainingseinheit beginnen und dann nach einer Dusche das Hotel Musum in Makeni verlassen um uns auf den Weg zurück nach Freetown zu begeben. Aber wie fast jeden Tag hier in Sierra Leone wurden wir schon morgens mit einem neuen Problem überrascht. Fahrer Santos meldete sich gegen 9.00 Uhr und berichtete, dass der Tank des Landrover leer wäre und er zuerst Benzin besorgen müsste, ehe er uns abholen könne. Prince dachte zunächst, dass Santos den Landrover nachts zu Privatzwecken benutzt hat und daher der Tank leer war. Es stellte sich jedoch heraus, dass Santos keine Schuld traf. Eine Benzinleitung hatte ein Leck, sodass der Landrover zunächst in die Werkstatt? musste. So kam es, dass wir erst gegen 11.00 Uhr bis ca. 13.00 Uhr eine Trainingseinheit unter Beteiligung einiger lokaler Teilnehmer starten konnten. Interessant war wieder das sehr beherzte Mitmachen der Kinder und Jugendlichen nach nur kurzer Zeit, sodass ich Prince daran erinnerte, dass hier sein zukünftiges Personal zu suchen sei.


Bei dieser Infrastruktur wird fast jede Überlandfahrt zum Abenteuer.

Der Sportdirektor von Makeni dankte im Anschluß an die Veranstaltung mir für die geleistete Arbeit und Prince dafür, dass er diese für sie neue Sportdisziplin nach Makeni gebracht hatte. Er versicherte noch in dieser Woche Arrangements zu treffen um in Makeni diese Disziplin zu installieren, über alle Schwierigkeiten hinweg, wie z. B. dass noch keine Matte in Makeni liegt. Er persönlich gab sein Wort an die jungen Makeni´s, dass er die organisatorischen Schritte einleiten werde und dass er schon im Dezember diesen Jahres Freetown´s Ringer zu einem Vergleichskampf einladen will.

Nach einer Dusche im Hotel gings dann wieder in den Landrover um unsere Rückreise nach Freetown anzutreten. Wir hatten keinerlei größere Probleme und kamen gegen 18.00 Uhr in Freetown an.

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Prince und Moussa checkten wir dann erneut in Kimbima Hotel ein. Ich konnte wieder mein altes Zimmer beziehen.

Zurück in Freetown und kurz vor Ende des Lehrgangs ließen wir es dann am Dienstagmorgen etwas lockerer angehen und starteten mit dem Training gegen 11.00 Uhr. Zunächst wurde wieder ein lockeres Aufwärmprogramm angeboten, bei dem die Sportler noch einmal zeigen konnten, was sie aus den letzten beiden Wochen mitgenommen hatten. Danach bat mich „City“ (Nationaltrainer) für die in Freetown gebliebenen Sportler die Techniken zu wiederholen, die wir in Bo und Makeni neu gelernt hatten. Anschließend wiederholten wir dann noch alle anderen Techniken des Lehrgangs um uns auf das Finish, den Wettkampf am Donnerstag zu konzentrieren. Prince war den heutigen Dienstag mit den Vorbereitungen für den Wettkampf, den Einladungen für die Abschlussveranstaltung usw. beschäftigt, sodass wir nur kurz einander sahen. Ich wollte dann Mittwochmorgen mit „City“ die Paarungen und Gewichtsklassen für das Turnier besprechen.

Wir wiederholten dann Mittwochmorgen nochmals die Wettkampfregeln für das am Donnerstag vor der Schlussveranstaltung stattfindende Turnier. Wir sahen uns dann gemeinsam noch ein paar Wettkampfbilder und Videos an, wobei die ein oder andere Technik erkannt wurde, die wir trainiert hatten. Meine Aufgabe am Nachmittag war dann die Paarungen für den Wettkampf zusammenzustellen. Vor der Rückfahrt zum Hotel stellte mich Prince dann aber noch einmal offiziell beim Präsidenten des NOC vor. Dieser war begeistert über das Engagement der deutschen Seite und über den neuen Sport in Sierra Leone. Er versicherte auch am Donnerstag bei der Schlussveranstaltung anwesend zu sein und sich ein paar der Wettkämpfe anzusehen.

Beim Abschlussturnier am Donnerstag konnten leider nicht alle vorgesehenen Ringer antreten, da einige von ihnen das Training nicht ohne Blessuren überstanden hatten. Wir zogen daraufhin die vorhandenen Kämpfe durch, wobei teilweise beachtliche Techniken gezeigt wurden. Insbesondere die niedrigste und mittlere Gewichtsklasse hatte sehr viel Potenzial und nicht immer setzten sich die vermeintlichen Favoriten durch. Die Ergebnisse und die Platzierungen sind diesem Bericht beigefügt.


Bei der Schlussveranstaltung war auch Presse, Radio und TV anwesend.

Gegen 14.30 Uhr wurde mit der Schlussveranstaltung begonnen, zu der neben den prominenten Rednern auch die Teilnehmer, einige Zuschauer und die Presse nebst lokalem Fernsehen und Radiostationen anwesend waren. Neben den Dankesreden an den Deutschen Olympischen Sportbund für das Sponsoring dieses Lehrgangs und an meine Person für die Durchführung wurden auch Dank an die bei diesem Lehrgang involvierten Personen und die Teilnehmer gerichtet.

Einige Geschenke wurden überreicht, auch für den Sportbund, den Deutschen Botschafter Herrn Rolf Saligmann, der leider terminlich anderweitig gebunden war und auch an Frau Hochstadt die die Leitung des Projektes beim Sportbund hatte. Da mein Gepäckgewicht nahe der Grenze war, bat ich die Anerkennungen über die Botschaft an den Deutschen Olympischen Sportbund zu versenden. Dieser Bitte wollte man nachkommen. Gegen 18.30 Uhr konnten wir schließlich Richtung Hotel aufbrechen. Der Stadtverkehr zu dieser Zeit ist immer wieder ein Erlebnis.


Die abschliessende Pressekonferenz  in Freetown.

Der Freitag wurde genutzt um sich von allen Beteiligten zu verabschieden und die Koffer für die Abreise vorzubereiten. Gegen 16.00 Uhr gings Richtung Fähre, die planmäßig gegen 18.00 Uhr in Richtung Lunghi ablegt. Die zum Teil völlig überladene Fähre brauchte dann ca. eineinhalb Stunden um in Lunghi anzulegen, da scheinbar das Ruder nicht richtig funktionierte. Trotzdem schafften wir problemlos den Rückflug gegen 22.25 Uhr in Richtung London, wo wir gegen 6.00 Uhr am Samstagmorgen ankamen. Der Weiterflug startete gegen 8.50 Uhr und wir erreichten Frankfurt kurz vor 12.00 Uhr. Ein erlebnisreiches Projekt lag hinter mir.

Frank Reinshagen



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