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Türkischer Öl-Ringkampf - Yagli Güres
Yagli Gures ist eine sehr alte Form des Zweikampfes, die in der Türkei und
auch in Bulgarien seit Hunderten von Jahren betrieben wird. In der Türkei gilt
Yagli Gures als Nationalsport.
Als Wettkampfkleidung dient eine kurze Hose aus Leder (die sogenannte „Kispet“)
und eine Menge Öl. Ziel ist es, beide Schultern des Gegners zu Boden zu kriegen
– auch wenn jegliches Zupacken durch das schmierige Öl erschwert wird.
Alternativ kann man einen Kampf auch dadurch für sich entscheiden, indem man
den Gegner aushebt und ihn drei Schritte weit trägt.
Öl-Ringen als Volksfest
Das berühmteste Turnier findet einmal im Jahr, immer gegen Ende Juni bis Anfang
Juli, in Kirkpinar in der türkischen Provinz Edirne statt. Eine Woche lang herrscht
Volksfeststimmung, denn im Rahmenprogramm der Kämpfe gibt es historische
Gewänder, Folkloretänzer, Fressbuden und Ramschläden – angeblich heizen sogar
blondgefärbte Sängerinnen dem Publikum ein. Die Ringkämpfe ziehen sich über
mehrere Tage, und den Siegern (den „Pehlivan”, wie die Kämpfer genannt werden)
winken Ruhm und Ehre im ganzen Land. In 2014 wurde das 653. Kirkpinar-Turnier
ausgetragen. Man sagt, Yagli Gures sei damit die zweitälteste Sportveranstaltung
nach den Olympischen Spielen!
Der Ursprung
Seinen Ursprung hat der türkische Ölringkampf schon im Jahr 1361. Da nahm
nämlich der Sohn des osma-nischen Sultans, Süleyman Pascha, mit seinen 40 Kriegern
eine Festung ein, und als sie diese Aufgabe – viel zu schnell – erledigt
hatten, wurde ihnen langweilig.
Und weil das unter starken Kriegern mit zu viel Freizeit üblich war, begannen
sie alle miteinander zu ringen, um den Stärksten unter ihnen zu ermitteln.
Leider waren die letzten beiden Kontrahenten aber absolut gleich stark. Keiner
von ihnen wollte aufgeben, und so zog sich ihr Kampf über mehrere Tage und
Nächte, bis sie beide vor Erschöpfung starben. Die Kameraden der beiden Unglücksraben
beerdigten sie und zogen dann weiter, um die Stadt Edirne einzunehmen. An der
Stelle, wo sie beerdigt worden waren – unter einem Feigenbaum übrigens –
entsprangen zahlreiche Quellen aus reinem Wasser, und so wurde dieser Ort
„Kirkpinar” getauft, was übersetzt „40 Quellen” heißt.
Turnierablauf:
1. Vor Beginn des Turniers wird
in der Regel die Grabstätte der beiden ersten Kämpfer
aus dem Jahr 1361 aufgesucht und ein Gebet gesprochen. Anschließend zieht man
in
das Sarayiçi-Stadion ein.
2. Es finden immer einige Kämpfe gleichzeitig statt. Der Schiedsrichter
eröffnet den
Kampf mit einem Gebet zu Allah und achtet dann darauf, dass die Kontrahenten
sich
nicht in irgendwelche Körperöffnungen greifen – das ist nämlich verboten (in
die Leder-
hose greifen ist aber ausdrücklich erlaubt; wer das schafft, kann seinen Gegner
3. Gewonnen hat immer der, der
seinen Gegner auf
den Rücken werfen kann.
4. Die Kämpfe in den meisten Kategorien dauern 30
oder 40 Minuten. Bei einem Unentschieden wird um
sieben Minuten verlängert, in denen die Kämpfer
Punkte machen können. Steht es danach immer noch
gleich, entscheidet das Yagli Gures-Pendant zum
„Golden Goal” - der „Goldene Punkt”.
5. Gekämpft wird in elf unterschiedlichen Kategorien.
Die ersten drei aus jeder Kategorie nehmen am dritten Wettkampf-Tag an den
Endausscheidungen teil (meist sind das so um die 35 Leute). Hier wird der end-
gültige Sieger ermittelt.
6. Es werden auch Preise vergeben für die „beste Anfangsperformance” und den
„gentleman-haftesten Kämpfer”.
7. Der Sieger aller Kämpfe kann anschließend durch das Land reisen und Bewun-
derung und Verehrung abstauben. Immerhin war zu seinem letzten Kampf an Tag
drei in aller Regel auch der türkische Präsident anwesend.
8. Eine Konvention gibt es auch für die (männlichen) Zuschauer: vor Beginn des
Turniers sollte unbedingt auf einzelne Kämpfer gewettet werden. Es geht um Geld
und Ehre.
10 / 2014
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